Rebellion im Kopf: ADHS und der Ruf nach mehr gelebter Demokratie - ADHS Store

Rebellion im Kopf: ADHS und der Ruf nach mehr gelebter Demokratie

Gerechtigkeit & Freiheit sind Menschen mit ADHS extrem wichtig. Demokratie? Der Rahmen, in dem wir atmen können. Doch in Sachen ADHS-Verständnis und passende Strukturen hat der Kampf erst gerade begonnen.

1. Grundwerte der Demokratie und Volksherrschaft

Demokratie wurzelt tief in der Geschichte. Schon in der Antike träumte man von Freiheit und Gleichheit. Damals gab es aber eine klare Trennung zwischen Philosophen, Soldaten, Händlern, Handwerkern/Bauern und Sklaven. Demokratie lebt von Werten wie Freiheit und Gerechtigkeit. Zwei Worte, die für Menschen mit ADHS mehr sind als ein Prinzip. Denn sie fühlen sich oft durch rigide Strukturen blockiert und haben viel Ungerechtigkeit - wie etwa Mobbing und Ausgrenzung - in der Schule erlebt.

Demokratische Teilhabe erfordert jedoch Engagement, auch für Minderheiten. Menschen mit ADHS finden dann den Raum, um sich zu verwirklichen - was letztlich allen zugute kommt. Wir fühlen anders, denken anders, sind anders. Doch genauso wie Neurotypische brauchen wir die Gemeinschaft.

Inklusion ist also ein zentraler Wert. Dabei geht es nicht darum, die Welt um "läppische 5%" der Menschen (ADHSler) herum zu basteln und zu verbiegen. Es geht vielmehr darum, bereits vorhandene Trends wie Agile Work und "Mitarbeitende an der Leistung statt am Sitzleder fürs Büro messen" weiter zu verfolgen.

Kratos gegen Hades

2. ADHS und das extreme Bedürfnis nach Gerechtigkeit

Menschen mit ADHS haben oft ein sehr starkes Gespür für Fairness. Ungerechtigkeit trifft sie besonders tief. Sie reagieren impulsiv und emotional, wenn sie Benachteiligung wahrnehmen. Ihr Antrieb? Ein tief verankerter Wunsch, die Welt ein Stück besser zu machen. Zudem die Lust an Veränderung, Abenteuer, die Suche nach dem Neuen und Ungewöhnlichen. 

Diese Ideen und Bedürfnisse sind keine temporäre Laune. Sie resultieren aus einem inneren Drang, für das Richtige zu kämpfen. Der ADHS-Gerechtigkeitssinn wirkt oft wie ein innerer Kompass. Dabei geht es nicht nur um abstrakte Werte. Wir wollen im Alltag erleben, dass Fairness ernstgenommen und immer wieder aufs Neue angestrebt wird. 

Authentizität spielt dabei eine grosse Rolle. Viele Menschen mit ADHS sprechen direkt aus, was sie denken. Sie können gar nicht anders. Das führt manchmal zu Konflikten, bringt aber oft frischen Wind in eingefahrene Strukturen. ADHSler bleiben sich selbst treu - und erwarten das auch von ihrer Umwelt. 

Kratos gegen Hera

3. Flache Hierarchien und Selbstverantwortung

Flache Hierarchien bieten Freiheit und Eigenverantwortung. Menschen mit ADHS finden in solchen Strukturen ihren Platz. Starre Kontrollmechanismen hemmen sie. Ein Arbeitsumfeld, das Vertrauen statt Überwachung fördert, lässt sie hingegen aufblühen.

Vorschuss-Vertrauen schafft Raum für Kreativität. Wir fühlen dann innere Ruhe und Geborgenheit. Statt Mikromanagement (ganz schlimm...) brauchen wir Autonomie. Flache Hierarchien reduzieren Druck und ermöglichen uns individuelle, "verrückte" Wege zur Problemlösung. Das fördert nicht nur die ADHS-Motivation, es steigert auch die Qualität der Arbeit.

In Organisationen wie Holacracy und Soziokratie findet man Beispiele, wie das funktionieren kann. Diese Modelle setzen auf Transparenz und Selbstorganisation. Menschen mit ADHS schätzen diese Strukturen. Sie ermöglichen schnelle Anpassungen/Improvisation und fördern das individuelle Wachstum.

Kratos gegen Poseidon

4. Mitbestimmung und kollektive Entscheidungsfindung 

Partizipation stärkt das Gefühl der Zugehörigkeit - bei allen. Menschen mit ADHS, als Randgruppe, brauchen diesen Raum zur Mitbestimmung ganz besonders. Bei Entscheidungsprozessen bringen sie gerne und blitzschnell frische Ideen und kreatives Denken ein. Ihr Ziel? Eine faire Lösung, die alle einbezieht und ihre besonderen Fähigkeiten erfordert.

Empowerment durch Mitbestimmung verleiht ADHSlern Flügel. Es gibt ihnen das Gefühl, wertvoll zu sein (woran es häufig mangelt, weil sie oft Ablehnung wegen Symptomen wie Unaufmerksamkeit, Nervosität/Hyperaktivität und hoher Impulsivität erleben). Wenn wir aktiv gestalten dürfen, sind wir anhaltend motiviert. Agile Methoden wie SCRUM unterstützen diese Dynamik. Durch kurze und prägnante Abstimmungen/Meetings bleibt das Team - samt ADHS - strukturiert, aber doch auch flexibel und anpassungsfähig.

Klar definierte Rollen geben uns Orientierung, ohne die meist grosse ADHS-Kreativität einzuschränken. Für uns ist es wichtig, unsere Stärken immer einzubringen, ohne dass wir uns strukturell verloren fühlen. Denn wir sind eher die blitzschnellen Taktiker als die geduldigen Strategen. 

Kratos gegen Helios

5. Menschlich-zielorientierte Führung 

Eine Führung mit klaren Zielen gibt Orientierung. Gerade Menschen mit ADHS brauchen ein Umfeld, das sie in ihrer Eigenständigkeit respektiert und sie doch auch voll einbindet. Das bietet Raum für Kreativität und stärkt unser Engagement. Eine Vision fürs grosse Ganze hilft, auch bei Herausforderungen die Richtung zu halten.

Empathische Führungskräfte schaffen ein Klima des Vertrauens. Menschen mit ADHS möchten als ganze, integere Persönlichkeit gesehen werden, auch wenn sie viele Widersprüche in sich vereinen. Authentizität und offene Kommunikation fördern dieses Gefühl. Wir können unser Potenzial am besten entfalten, wenn wir uns verstanden fühlen, obwohl wir eindeutig "anders ticken".

Wertschätzende Kommunikation ist dabei der Schlüssel. Wenn Menschen mit ADHS respektvoll - statt immer wieder tadelnd und belehrend - behandelt werden, fühlen sie sich auch dauerhaft motiviert. Führungskräfte sollten in sich klare - aber auch flexibel anpassbare - Leitlinien setzen. So bleibt das ganze Team zielgerichtet und produktiv, ohne die Individualität der einzelnen Mitglieder einzuschränken ("Agile Work").

Kratos gegen Hermes

6. Demokratische Strukturen in Organisationen mit ADHS 

Demokratische Strukturen bieten einen sicheren Rahmen. Menschen mit ADHS fühlen sich wohl, wenn sie in eine offene, transparente und direkt kommunizierende Organisation eingebettet sind. Ein Umfeld, das auf Zusammenhalt und Vertrauen setzt, motiviert sie und gibt ihnen Boden (immer mal wieder nötig, weil "der Kopf oft in den Wolken").

Reizüberflutung ist bei uns immer ein Risiko. Weil unsere Filter weniger "sieben". Demokratische Ansätze helfen, ein für uns unterstützendes Umfeld zu schaffen. Flexible Strukturen bieten uns ADHS-gerechte Pausen und Freiräume. So bleiben wir konzentriert und leistungsfähig. Denn wir sind eher die einsatzfreudigen Sprinter als die stetig joggenden Langstreckenläufer.

Selbstorganisation fördert das ADHS-Potenzial. Denn nur in einem offenen Umfeld können wir unsere Kreativität einbringen. Beispiele wie Zappos und IKEA zeigen, dass flache Hierarchien in Unternehmen durchaus erfolgreich funktionieren. So können alle Mitarbeitenden ihre Stärken entfalten, auch jene mit dem "notorischen Autoritätsproblem" (ADHS). Davon profitieren die Kinder von ADHS-Vätern genauso. Denn Papa liebt seinen Job - und kommt also mit guter Laune nach Hause. 

Kratos und Sohn

7. Herausforderungen und Grenzen 

Konflikte sind in demokratischen Strukturen unvermeidlich. Menschen mit ADHS erleben viel intensivere Reaktionen auf Konflikte, auch wenn wir das nicht immer zeigen (ADHS-I, "Träumer und Grübler"). Ein Umfeld mit klaren Kommunikationsregeln und regelmässigem Feedback ist hier nötig.

Struktur und Flexibilität müssen immer ausbalanciert werden. Zu viel Freiheit kann alle überfordern, zu viele Regeln schränken ein. Gerade Menschen mit ADHS brauchen aber unbedingt eine klare Richtung, ohne dabei in enge Vorgaben gezwängt zu werden. Eine offene, unterstützende Umgebung - in der Fragen erlaubt und geschätzt sind - schafft dieses Gleichgewicht.

Manche ADHSler brauchen eine sehr klare/direkte Führung, um überhaupt Orientierung zu finden. Sie verlieren sich sonst in ihren zahlreichen Gedanken. Wenn Hierarchien zu flach sind, fehlt ihnen dann die nötige Struktur. Gut sind Vorgaben wie "das und das sind deine Ziele, bis dann und dann, jenes hier kannst Du nutzen oder lassen, das hier ist aber ein Muss für alle".

Eine entschlossene und doch flexible Führung schafft diese Balance, die immer wieder motiviert und fordert (denn wir brauchen die Belohnung, das Dopamin, aus den kurzfristigen Erfolgen). Beim Feierabendbier mit den Arbeitskollegen/dem Chef sind wir dann üblicherweise die Menschen, die immer noch eine neue Geschichte auf Lager haben. 

Kratos macht Feierabend

Resumée

Demokratie lebt von Beteiligung, Gerechtigkeit und Freiheit. Für Menschen mit ADHS sind diese Werte nicht nur abstrakte Ideale. Sie sind Grundlage für ein erfülltes, kreatives Leben. Wir haben allzu oft und lange das Gegenteil erlebt: Soziale Ausgrenzung, Unrecht/"Hänseln", gedankliche Einschränkungen. 

Flache Hierarchien, Selbstverantwortung und ein menschlich-tolerantes Führungsverständnis schaffen Strukturen, in denen wir unsere Stärken voll ausleben können. Der Weg zu einer inklusiven Demokratie führt immer über Transparenz, Offenheit und respektvollen Umgang. Nur so entsteht ein Umfeld, das Menschen mit ADHS – und damit auch den Rest der Gesellschaft – nachhaltig bereichert (denn wir sprühen vor Ideen).

PS: Die Demokratie, wie wir sie heute leben, ist das Ergebnis unzähliger Kämpfe um Freiheit und Mitbestimmung. In der Schweiz war vor Napoleon alles anders: eine lockere Eidgenossenschaft ohne Verfassung, dominiert von mächtigen Eliten und ohne Mitspracherecht für das einfache Volk. Erst Napoleons militärischer Einmarsch 1798 führte zur Helvetischen Republik mit zentralen Gesetzen und dem Gedanken der Gleichheit. Auch wenn dieses Experiment scheiterte, legte es den Grundstein für die direkte Demokratie, die den Willen zur Selbstbestimmung ehrt. 

Die martialischen Bilder sind daher völlig passend: Sie zeigen, dass Demokratie kein ruhiger Zustand ist, sondern ein ständig zu verteidigendes Gut – ein Schutz gegen falsche Götter (auch "Mammon") und machthungrige Despoten, die immer wieder auf den Plan treten. Der "God of War" (KRATOS) in den Bildern dieses Blogs erlegt im gleichnamigen Game die Götter des Griechischen Olymps (hier: Zeus, Hades, Hera, Poseidon, Helios, Hermes). In der Netflix-Serie KAOS ist es der Halbgott Prometheus, der dabei eine zentrale Rolle spielt. Er stahl einst den despotischen Göttern des Olymps das FEUER - wofür er übel und dauerhaft von Gottvater ZEUS bestraft wurde. 

Dieser Akt - das Feuer stehlen - steht sinnbildlich für die Volksherrschaft der Menschen, die DEMOKRATIE. Sie leitet sich von DEMOS (Volk) und KRATOS (Macht, Herrschaft) ab. Das Volk herrscht immer als Ganzes. Entweder einig - od. in Form von Mehrheiten, die sich gebildet und über einen Sachverhalt entschieden haben. 

Bei der Integration von und dem Verständnis für liegt ADHS ebenfalls noch vieles im Argen. Und das verhindert z.T. eine selbstbewusste, motivierte Teilhabe von Betroffenen an den gesellschaftlichen Anliegen. Die Rede ist insbesondere vom sogenannten "Ableism". Er umfasst kurz zusammengefasst die Haltung "Du hast zwar ADHS, ok, aber handle und denke bzw. sei bitte sonst gleich wie wir - im Alltag".

Bzw.: Es werden an Menschen nur die sie behindernden Aspekte wahrgenommen. Bei Rollstuhlfahrern heisst es dann "Ja, Klein Köbi, der Mann kann nicht laufen". Und bei ADHS ist man "der Unberechenbare/Impulsive" oder "der Vergessliche", "die Abwesende". 

SOWAS mag er da unten (Krafttier des Autors) nicht. GAR NICHT. Für das Verständnis von ADHS kämpfen hingegen schon. Immer. 

Denn KÄMPFER, das sind wir. Wir sind es uns aus dem Alltag dermassen gewohnt...es wird uns (zu) schnell langweilig sonst. Aber wir kämpfen mit Euch - nicht gegen Euch. Für Euch, wenn Ihr das wollt. Und wenn wir ein für uns stimmiges Ziel haben, geben wir einfach nicht auf. Niemals. 

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