ADHS & die Feiertage: 5 Hebel für weniger Stress und mehr Nähe - ADHS Store

ADHS & die Feiertage: 5 Hebel für weniger Stress und mehr Nähe

1. Das Chaos rahmen: Warum ADHS im Durcheinander wirkt, aber darin nicht zur Ruhe kommt

ADHS-Kinder leben auf, wenn vieles gleichzeitig passiert. Sie reagieren schneller, denken freier, starten leichter. Weihnachten liefert genau diese Energie – aber ohne die nötige Selbstbestimmung. Das Fest erzeugt fremdbestimmtes Chaos. Termine wechseln, Abläufe bleiben unklar, Erwartungen hängen in der Luft. Für ADHS-Kinder ist das kein kreatives Feld, sondern Stress. Der Wirkmodus kippt, weil die Regulation fehlt.

Dagegen hilft nicht ein perfekter Plan, sondern ein stabiler Rahmen. Ein paar feste Ankerzeiten, klare Start- und Endpunkte und dazwischen bewusster Freiraum. Gestalten Sie doch mit Zeichnungen und Text so etwas wie einen Weihnachts-Strategieplan. So bleibt das Kind offen für Impulse, ohne unterzugehen. Struktur wirkt hier wie ein Geländer: sichtbar, stabil und trotzdem leicht genug, damit das eigene Temperament Platz behält.

Stress vs. Ruhe

2. Reizüberflutung: Wenn Weihnachten zu viel von allem wird

Weihnachten wirkt auf jeder Sinnesebene. Lichter, Düfte, Musik, Stimmen, Nähe. ADHS-Kinder erleben diese Mischung nicht linear, sondern als rasch wachsenden Druck. Schon das Vorprogramm stresst: Schulfeiern, Märkte, Familienbesuche. Viele Kinder zeigen frühe Signale, die Erwachsene leicht missverstehen: Albernheit, Rückzug, Gereiztheit. In Wahrheit ist das sensible Sensorik, nicht böser Trotz.

Entlastung entsteht, wenn der Tag weniger dicht wird. Ein ruhiger Nebenraum, kurze Pausen, ein Spaziergang zwischen Programmpunkten. Auch weniger Termine wirken sofort. Nicht jedes Highlight braucht Teilnahme. ADHS-Kinder gewinnen, wenn sie Reize dosieren dürfen. Dann wird das Fest wieder zugänglich, statt überfordernd.

Schlaf

3. Schlaf entscheidet alles: Der unterschätzte Engpass im Advent

Schlafprobleme treten bei ADHS häufig auf. Kleine Verschiebungen im Rhythmus wirken schneller und stärker. Im Advent geraten die Schlafrhythmen fast automatisch ins Rutschen. Spätes Heimkommen, randvolle Tage, hohe Erregung. Wer mit ADHS einschlafen soll, braucht Konstanz, nicht Disziplin.

Fixe, liebevolle Einschlaf- und Aufstehrituale können den ganzen Tag stabilisieren. Eine simple Abendroutine beruhigt das Nervensystem. Weniger (Blau-)Licht, weniger Screens, eine klar definierte letzte Aktivität. Kinder finden so zurück in die eigene Linie, bzw. zu sich selbst. Weihnachten wird für die ganze Familie leichter, wenn der Schlaf geschützt wird. Nicht mit Regeln, sondern mit Ritualen.

Essen

4. Essen, Energie, Timing: Warum Zuckerdebatten am Kern vorbeigehen

Das Problem ist selten Zucker selbst. Entscheidend ist der Rhythmus. Viele ADHS-Kinder essen unregelmässig, verlieren im Trubel das Hungergefühl und kippen dann in schnelle Energihochs und nachfolgende Unterzuckerung (des Blutes). Buffets, Süssigkeiten und lange Pausen verstärken das. Der Crash folgt auf den Fuss.

Einfache Essensanker wirken hier besser als sture Kontrolle: morgens stabil starten, vor dem Feiern ein kleines Proteinpolster, zwischendurch vertraute „Safe Foods“. Es geht nicht um Ernährungsmoral, sondern um Ausgeglichenheit. Wer den Butzucker stabil hält, stabilisiert auch die Stimmung und das eigene Verhalten.

Basteln

5. Familiendynamik: Erwartungen, Kommentare und der stille Druck

ADHS-Kinder geraten an Weihnachten nicht nur wegen Reizen unter Druck, sondern wegen ihrer Mitmenschen. "Gut gemeinte" Hinweise, Vergleiche oder Kritik wirken über die Festtage viel stärker (negativ). Eltern werden dann ebenfalls angespannter – und geraten in Erklärungsnotstand usw.

Entlastung entsteht, wenn diese Dynamiken vor dem Fest geklärt wird. Eine kurze Absprache mit Verwandten, eine klare Grenze bei kritischen Kommentaren (von Onkel, Tante, Grosseltern etc.). Co-Regulation bedeutet: Die Eltern bestimmen den Takt und den Rahmen, nicht den genauen Ablauf. Das Fest wird an das kindliche Nervensystem angepasst, nicht das Kind an das Fest. So entsteht wieder Nähe und Gemütlichkeit.

PS: Ja, auch wir finden diese Bilder kitschig. Zum ersten Mal (und zum Letzten). Warum dann bringen? Weil wir es können. Und natürlich: Um zum Nachdenken anzuregen. "Ist unser Fest mehr Sein als Schein - oder umgekehrt?".

Happy Xmas
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