20 Regeln: Versuch eines ADHS-Lebensführers

20 Regeln: Versuch eines ADHS-Lebensführers

Diese 20 Lebensregeln – eine Art Handbuch für mein Leben mit ADHS – sind aus Schwierigkeiten und Herzschmerz entstanden. Ich hoffe, sie helfen auch dir.

Es gibt kaum etwas, das unsere Wahrnehmung so formt und zur Selbstreflexion anregt wie Widrigkeiten, in der Hoffnung auf bessere morgige Tage. Das vergangene Jahr hat genau das für mich bewirkt. Und meinen Kampfgeist auf ein nie zuvor dagewesenes Niveau gebracht.

Aus diesen harten Zeiten entstand eine Liste von Regeln für das Leben mit ADHS – Richtlinien, an die ich mich täglich zu halten versuche. Obwohl die Liste durch persönliche Umstände inspiriert wurde, denke ich, dass alle Menschen mit ADHS von diesen Tipps profitieren können.

tanzende Frau
1. Tanze nach deiner eigenen Melodie und vermeide Vergleiche mit anderen, besonders mit Neurotypischen. Vergleiche dich nur mit früheren Versionen von dir selbst. Konzentriere dich darauf, eine interne Bewertung vorzunehmen – und nicht darauf, die Zustimmung anderer zu suchen. Finde deine eigene Definition von Erfolg in dieser Welt.

2. Verstehe ADHS, seine Grenzen und Vorteile. Studiere erfolgreiche Menschen mit ADHS, wie sie Grosses erreicht haben und was sie bewusst meiden. Fixiere dich nicht auf die negativen Aspekte der Störung. Akzeptiere die Karten, die dir gegeben wurden – und konzentriere dich darauf, sie mit minimalen Verlusten und maximalen Gewinnen zu spielen.

3. Benutze ADHS nicht als Krücke oder als Grund, dich als Opfer zu sehen. Niemand möchte, dass sich dein Problem negativ auf sein Leben auswirkt – und Opferdenken wird nur alles verschlimmern. Hör auf zu klagen.


4. Achte auf Zeitdiebe. Sei vorsichtig mit den Dopamin-Schüben durch Alkohol, Drogen, Ausgaben, soziale Medien und anderes (Smartphone ganz allgemein). Diese schnellen Lösungen führen wahrscheinlich zu langfristigen Problemen. Lerne gesündere, produktivere Methoden zur Selbstmedikation (z.B. Atemübungen nach Wim Hof).

5. Lebe sparsam und spare. ADHS hat eine heimtückische Art, plötzliche, unerwartete Lawinen in deinem Leben zu verursachen. Auch wenn es gut läuft, minimiere deine Ausgaben. Belaste dich nicht mit zu vielen Besitztümern. Strebe nach Einfachheit. Versuche, Zuflüsse in ein hochwertiges, steuereffizientes, langfristiges Anlageportfolio zu maximieren. Informiere dich über die FIRE-Bewegung. Dein finanzielles Polster wird dir viel benötigte Ruhe bieten, falls alles andere scheitert.

6. Bleibe diszipliniert. Halte dich täglich an eine Routine. Versuche, jeden Tag zur gleichen Zeit aufzustehen und ins Bett zu gehen. Beschäftige dich, um Nervosität und Blockaden abzuwehren. Minimiere Ablenkungen und negative Auslöser. Wenn dich die Angst packt, umarme sie. Nur dann wird sie wieder verschwinden.


7. Verfolge hartnäckig gut durchdachte Ziele. Teile sie in tägliche Aktionen und Gewohnheiten auf und priorisiere sie stets über alles andere. Unterbrich nicht die Kette des täglichen Erreichens – egal was passiert. Selbst deine Familie kann nicht immer sehen, was Du siehst. Sie denken anders und gleichförmiger.

8. Versuche, Dinge zu 100% zu machen, nicht nur halbherzig. Strebe nach Meisterschaft. Baue Selbstvertrauen auf. Und lass es Dir nicht von Menschen nehmen, die neidisch auf dich sind.

9. Gestalte dein Leben um deine Fähigkeiten, Interessen und ADHS-Beschränkungen herum. Beruflich solltest du Unternehmertum als Option nicht übersehen. Der übliche neurotypische 9-bis-5-Job ist vielleicht keine langfristige Lösung. Bleibe bei leidenschaftlichen Projekten, egal wie schwierig es erscheinen mag, dein Leben darum zu organisieren.


10. Finde eine zuverlässige ADHS-Selbsthilfegruppe. Sie kann dein Ventil zum Druckabbau sein. Sprich, aber höre auch mitfühlend und ohne Urteil zu.

11. Iss nahrhafte Lebensmittel und treibe täglich etwas Sport. Auch wenn es nur Liegestützen oder eine Plank am Morgen sind. Finde eine Sportart, die dir Spass macht, und stelle sicher, dass du sie oft ausübst.

12. Sei geduldig mit deinen Nächsten. Neurotypische Freunde und Familie werden dich nicht immer verstehen – und das ist in Ordnung. Lerne, frei „Es tut mir leid“ zu sagen, aber nicht unnötigerweise. Es braucht oft keine Entschuldigungen, sondern bloss die Darlegung deiner Gefühle.

13. Sei bescheiden. Hyperfokussierung kann zu unglaublichen Leistungen im Leben führen – aber das bedeutet nicht, dass du alle Antworten hast – oder überhaupt immer Antworten. Versuche, weniger zu reden und Gutes für die Welt um dich herum zu tun.


14. Versuche, nicht immer impulsiv zu handeln, besonders bei wichtigen Entscheidungen. Nimm dir ausreichend Zeit, alle Möglichkeiten und Ergebnisse durchzudenken. Ziehe andere zu Rate und sei sorgfältig. Lass dich nicht in eine Analyse-Lähmung versetzen.

15. Bemühe dich, ordentlich zu bleiben. Jeder Gegenstand braucht einen festen Platz. Ein neues Ding rein, ein altes raus. Vermeide Unordnung, Überausgaben und Anhäufungen. Entsorge mindestens so viel, wie du ansammelst.

16. Vermehre Wissen. Lies täglich und versuche, schlauer ins Bett zu gehen, als du aufgewacht bist. Wenn du etwas nicht verstehst, schaue es nach. Scheue dich nicht, deinen Interessen nachzugehen, solange dies nicht deine Prioritäten beeinträchtigt.

Firestorm17. Bleibe spirituell. Unabhängig von deinen religiösen oder esoterischen Überzeugungen, achte darauf, Dankbarkeit zu äussern, dich zu entschuldigen (wenn nötig) – und dir Zeit zu nehmen, anderen zu helfen. Rein elitäres «Wissen» von "Eingeweihten" (kommt in der Esoterik vor) ist NIEMALS spirituell, sondern eben Trost von aussen. Im schlimmsten Fall wird es dich noch in dem Gefühl bestärken, voll ok und lichterfüllt zu sein, während Du vielleicht gerade nur scheisse bist - und unbequemere Einsichten bräuchtest. Spiritualität kommt immer von innen.

18. Finde Freude im Moment. Lass dich nicht von Überlegungen zu potenziellen Herausforderungen in der Zukunft überwältigen – diese sind wahrscheinlich nicht so schlimm, wie du denkst. Wenn du dich verloren fühlst, finde Trost in der Natur. Ein langer Spaziergang kann Wunder wirken, um neu zu kalibrieren.

19. Sei dein bestes Ich. Spüle Grübeleien, Bedauern und andere versunkene Dinge, die dein Leben belasten, weg. Laufe nicht immer wieder zu dem zurück, was nicht funktioniert, in der Erwartung, dass sich die Situation ändert. Freue dich auf Veränderungen; fürchte sie nicht.


20. Sei dankbar, trotz unvermeidlicher Härten. Was macht es schon aus, wenn du ein wenig anders bist? Es ist immer noch ein Segen, hier sein zu dürfen. Ganz besonders bei guter Gesundheit und mit lieben Menschen. Lebe dein Leben in vollen Zügen.

21. (BONUS) Meide um jeden Preis charakterlich schwache Menschen, die deine Ehrlichkeit, Widerstandsfähigkeit, dein Können und dein Potenzial nicht schätzen. Menschen also, die versuchen, dich niederzumachen, statt dir zu helfen zu wachsen und dich so zu lieben, wie du bist – und es verdienst. Keine Ausnahme. Auch nicht, wenn du sie deinerseits liebst und mit ihnen mitfühlst.

Kämpfe – und liebe.

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