Kraft/Ausdauer, Selbstvertrauen, Durchsetzungsfähigkeit: Attribute, die gemeinhin mit starken Männern verwendet werden. Liebe, Sensibilität, Geduld sollten auch da sein. Also am besten alles? Ein Klärungsversuch.
Aller guten Dinge sind wieder mal drei, auch wenn die Redewendung schon sehr viele Jahre auf dem Buckel hat.:
1. Was starke Männer wohl nicht sind
Ein gescheiterter Künstler aus Braunau am Inn, 6 Millionen getötete Juden. So lässt sich der 2. Weltkrieg, 1939-1945, auch sehen. Der Mann wurde als Adolf Hitler bekannt. 1905 brach er die Oberrealschule in Steyr, Oberösterreich ab. 1906 wollte er Kunstmaler werden – und nannte sich später auch so. 1907 bewarb er sich erfolglos für ein Studium an der Allgemeinen Malerschule der Wiener Kunstakademie. Er sah sich zeitlebens als verkannter Künstler. Immerhin konnten seine drei Mitbewohner (alles Juden) im Männer-Wohnheim einige seiner Bilder verkaufen. Einer davon sollte ihn später als damals «schmächtig, schlecht genährt, hohlwangig (…) und schäbig gekleidet» bezeichnen.Hitler, ein starker Mann? Kaum. Ein Mächtiger aber durchaus. 1933 bis 1945 war er Diktator und letztlich Zerstörer des Deutschen Reichs.
«Wenn du denkst, starke Männer wären gefährlich; schau dir an, wozu schwache Männer imstande sind» (Prof. Jordan Peterson, Psychologe)
Seine Stärken: Charismatische Redekunst. Manipulative Führung. Strategische Planung (vom verheerenden Russlandfeldzug mal abgesehen).
Lüge, Manipulation und Betrug scheinen also Macht zu verleihen, selbst wenn sie von einem schmächtigen Männlein mit auffällig gestutztem Schnauzbart stammen, das einen Minderwertigkeitskomplex hatte. Die Menschheit hatte indes wenig von Hitlers Errungenschaften. Ca. 75 Millionen Tote forderte der Zweite Weltkrieg (damals 3.5% der Weltbevölkerung).
2. Was starke Männer sein könnten
27 Jahre Gefängnis wegen einer klaren Ablehnung der Rassendiskriminierung. Vier Jahre später für 3 Jahre der erste schwarze Präsident Südafrikas. Umgestaltung des Landes weg von der Apartheid und der Minderheitenherrschaft: Die Geschichte von Nelson Mandela.
Unerschütterliche Integrität, Resilienz/Ausdauer, Kommunikationsstärke und Empathie galten unter anderem als seine grossen Stärken.
Offensichtlich ein «starker Mann», nicht nur für sich, sondern auch aus der Sicht seines gesellschaftlichen Beitrags. Teamfähigkeit und Kooperation werden allgemein oft als Attribute starker Männer bezeichnet – weil sie die Führung von Gruppen erleichtern – und also die menschliche Zusammenarbeit. 1993 erhielt Mandela den Friedensnobelpreis für seine Verdienste.
«It ain't about how hard you hit. It's about how hard you can get hit... and keep moving forward» meint die Populärkultur dazu. Ein Zitat aus dem Film Rocky Balboa (2006), gesagt vom gealterten «Rocky» selbst zu seinem Sohn, der sich lautstark über die Widrigkeiten des Lebens beklagt.
Hinfallen und immer wieder aufstehen. Ein guter Vater sein, der seinem Sohn etwas Wertvolles mitgeben möchte. Auch das sind zweifelsohne Eigenschaften «starker Männer».
3. Und jetzt geht es um Gewalt – es wird also heikel
Offensichtlich sind schwache Männer sehr gewaltbereit (im Fall Hitler zwar eher ein «selber machen lassen») – die Starken dagegen sitzen sich den Hintern im Gefängnis wund und sind selbst danach noch sehr friedfertig und vergebend.
Da muss etwas faul sein, denn mit einem «gewaltfrei kommunizieren»-Kurs hätte kaum jemand Adolf Hitler beikommen können.
Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg versuchte es 1944 stattdessen mit «Hintern in die Luft sprengen», eine echt starke Idee. Allerdings wurde dieses Diktatoren-Attentat ("Operation Walküre") vereitelt, bzw. scheiterte in der Umsetzung (Plastiksprengstoff und Fernzünder waren noch Zukunftsmusik). Hitler trug nur Prellungen, Verbrennungen und ein geplatztes Trommelfell davon. Stauffenberg und seine Mitstreiter wurden wenig später gefasst und standesrechtlich erschossen.
Was ist also die Lösung, wie starke Männer (oder Frauen) schwache Männer in ihre Grenzen weisen können? Die mathematische Spieltheorie hat dazu eine probate Antwort:
- Kooperiere friedlich mit deinem Umfeld
- Bei Aggression oder Betrug biete dem Gegner Kooperation an
- Wird Kooperation abgelehnt, reagiere mit Härte/Vergeltung (ADHS bietet hier Vorteile, weil es auch eine relativ kurze Zündschnur bedeutet)
Tatsächlich wurden «künstliche Intelligenzen» mit diesen – und anderen, abweichenden – Regeln zum «Miteinander spielen/verhandeln» aufgefordert. Sie spielten unzählige Runden, wonach geschaut wurde, wie viel von dem eingangs geschaffenen «sozialen System» noch übrig war. Das Resultat zeigte: Dem System ging es am besten, wenn die Regel «Wie du mir, so ich dir» beherzigt wurde. In einem erst kooperierenden System wäre die Antwort auf Nicht-Kooperation also ebenfalls unkooperativ. Auf Betrug würde sofort Vergeltung folgen.
Gerade im gesellschaftlichen Kontext bietet sich aber ein etwas milderer Ansatz an. In Schulen, am Arbeitsplatz, in der Partnerschaft stellt sich auch ein Gleichgewicht ein, wenn die obige «Koop-Koop-Fight»-Regel eingehalten wird.
Was das fürs Mobbing des eigenen Kindes in der Schule bedeuten kann, wenn man es als Elternteil beraten soll?
- Behandle deine «Gspänli» gut
- Reagiere mit klarem Nein und Friedensangebot auf das Mobbing
- Nutze das, was Du in deinem Karatekurs, im Krav Maga (…) gelernt hast. Und ziel gut
Gewalt (physisch, verbal) als mögliche Lösung bei Konflikten? Ja, durchaus. Es ist aber niemals die Erste. Und – am besten fürs System – auch nicht die Dritte, weil Nummer 1 oder 2 zuvor schon funktioniert haben.
Fazit: Starke Männer sind wohl nicht – sie werden
Auch starke Männer waren mal schwache Buben. Bedürftige, sogar hilflose Kinder. Idealerweise lernten sie durch starke Frauen und Männer, dass man mit Lüge, Manipulation, Betrug «nicht weit kommt». Vielleicht lernten sie es auch im Verlauf ihres Lebens – meistens ganz besonders durch harte, unangenehme Erfahrungen, also Leiden, Umfallen und wieder aufstehen.
Starke Väter und Mütter tragen einen wichtigen, wenn nicht DEN wichtigsten Beitrag zu Stärken wie Integrität, Resilienz, Kommunikationsfähigkeit und Empathie bei. Prägende Lebenserfahrungen, gute Freunde, eigene Weiterbildung können das Bild danach komplett machen. Aber ausgelernt hat man bekanntlich nie.
Apropos Bild: Unten eines der Bilder von Adolf Hitler. SOO schlecht ist das irgendwie doch gar nicht...?.
Hätte man den Mann doch einfach an die Wiener Kunstakademie gehen lassen…
PS: Ja, Professor Jordan Peterson kann auch nerven. Ob er nun unsere Partnersuche mit der Biologie von Hummern vergleicht – oder wieder einmal vor laufender Kamera einen Heulkrampf erleidet, wenn er etwas rein Persönliches aus seinem Leben erzählt. Das Zitat oben passt aber prima zum Text.
PPS: Heulende Männer sind meist die stärksten Männer. Wer weinen kann, zeigt damit, dass ihm etwas sehr wichtig ist (und mit Männern, denen alles scheissegal ist, lassen sich keine Berge versetzen). Prof. Peterson scheint aber vor allem gerne für die Kamera zu weinen.
1 Kommentar
Für meinen Geschmack etwas zu substanzlos der Artikel. Klingt ein bisschen so, als würde jemand krampfhaft versuchen, sich die Dinge so zurechtzureden, wie er sie gerne hätte bzw. wie er sich mit ausreichend Würde noch darin wiederfinden kann. Mit der Realität beißt sich das dann aber trotzdem.
Um dem Ganzen eine vernünftige Basis zu verleihen, fehlt vor allem eine allgemeingültige Definition von “Stärke”. Davon hat sicher jeder eine geringfügig andere Vorstellung, aber ein paar Gemeinsamkeiten sollte es doch geben. So bedeutet Stärke nach z.B. meiner Definition (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): Selbstbewusstsein, Selbsterkenntnis und die Fähigkeit zur Selbstverwirklichung – Standhaftigkeit und Resilienz angesichts widriger Einflüsse sowie Unerschütterlichkeit angesichts von Schicksalsschlägen – Umfassende Kontrolle über sich selbst und sein Umfeld und damit verbunden die Fähigkeit, eigene Interessen durchzusetzen.
Wenn nun jemand fast dreißig Jahre im Gefängnis verbringt, zeugt das wohl mehr von einer gewissen Hilflosigkeit als von tatsächlicher Stärke. Mit Selbstverwirklichung hat das jedenfalls wenig zu tun, ebenso wenig mit Kontrolle oder der Durchsetzung von Interessen. Standhaftigkeit kann man zumindest attestieren. Aber ob das wirklich so klug ist, sein halbes Leben zu opfern, ohne zu wissen, ob man damit tatsächlich etwas bewegt? Wenn man Wert auf ein Märtyrer-Image legt, dann vielleicht… Abgesehen davon gäbe es sicher elegantere Möglichkeiten.
Ebenso kann ich wenig Stärke darin erkennen, wenn jemand regelmäßig öffentlichen Heulkrämpfen erliegt. Wenn er es ganz bewusst als Mittel zum Zweck einsetzt, um Aufmerksamkeit zu generieren, meinetwegen. Ansonsten zeugt des eher von mangelnder Selbstkontrolle und einem gewissen Ausgeliefertsein gegenüber äußeren Einflüssen.
Abschließend sei noch gesagt: Nicht jeder Fiesling ist “schwach” und nicht jeder sogenannte Held ist per se “stark”. Das schreibt man diesen Rollenbildern zwar gerne zu, weil es sich irgendwie richtig und gut anfühlt, meist ist hier aber doch eher der Wunsch Vater des Gedanken.