Kinder mit ADHS stehen oft vor besonderen Herausforderungen in der Schule. Doch mit der richtigen Unterstützung und Vorbereitung können auch sie erfolgreich sein. Hier sind zehn Gespräche, die Sie führen können, um sicherzustellen, dass Ihr Kind sowohl schulisch wie emotional gestärkt wird.
1. Sprechen Sie mit Ihrem Kind (auch) über die Vorteile von ADHS
Erklären Sie Ihrem Kind die positiven Aspekte von ADHS. Betonen Sie, dass es ein sehr vielseitiges, speziell denkendes Gehirn hat, das voller grossartiger Ideen steckt. Ermutigen Sie es, diese Einzigartigkeit als Stärke zu sehen. Diskutieren Sie berühmte Persönlichkeiten mit ADHS – und wie sie ihre besonderen Fähigkeiten genutzt haben, um erfolgreich zu sein.
2. Fragen Sie Ihr Kind (immer wieder mal) nach seinen Freunden
Helfen Sie Ihrem Kind, potenzielle Freunde in seiner Klasse zu identifizieren. Ermutigen Sie es, auch ausserschulische Aktivitäten zu finden, die seinen Interessen entsprechen. Diskutieren Sie mit ihm, wie man positive Beziehungen aufbauen und pflegen kann – und wie sich Konflikte konstruktiv lösen lassen. ADHS-Kinder, ja Kinder ganz allgemein, sprechen auch gut auf Rollenspiele an.
3. Helfen Sie Ihrem Kind, seine Lehrpersonen schätzen zu lernen
Motivieren Sie Ihr Kind, positive Aspekte an seiner Lehrerin/seinem Lehrer zu finden, falls es Mühe mit den Lehrpersonen hat. Erinnern Sie es daran, dass Lehrer Menschen mit Gefühlen und Hobbys sind, keine Drillmeister – und dass das Finden einer guten Beziehung zu den Lehrpersonen wichtig ist, weil es nun mal noch länger mit ihnen zu tun haben wird. Besprechen Sie, wie man Feedback konstruktiv gibt und auch erhält.
4. Kommunizieren Sie selbst mit den Lehrpersonen
Bauen Sie frühzeitig eine Beziehung zur Lehrerin/zum Lehrer Ihres Kindes auf. Informieren Sie ihn oder sie über die Besonderheiten und Bedürfnisse Ihres Kindes, falls dieses schon eine klare ADHS-Diagnose hat. Fragen Sie nach zusätzlichen Ressourcen oder Unterstützungsmöglichkeiten in der Schule – und wie Sie als Eltern den Lernprozess zu Hause begleiten können.
5. Medikamentöse Behandlung und Rücksprache mit dem Arzt
Wenn Ihr Kind Medikamente einnimmt, koordinieren Sie regelmässige Gesprächstermine mit der ärztlichen Fachperson. Diskutieren Sie dort die beobachtete Wirkung der Medikamente. Fragen Sie (die Psychiaterin/den Psychologen) offen nach möglichen Nebenwirkungen und danach, wie das Kind und Sie als Eltern damit umgehen können.
6. Vernetzen Sie sich mit anderen Eltern
Sie sind niemals alleine als Mutter/Vater eines Kindes mit ADHS. Falsche Scham hilft zudem niemandem, am wenigsten Ihrem Kind. Der Austausch mit anderen Eltern kann wertvolle Einblicke bieten. Sie können Erfahrungen teilen und sich gegenseitig ermutigen. Überlegen Sie, ob lokale ADHS-Elterngruppen oder Online-Foren (oder beides) Ihnen helfen könnten.
7. Familiengespräche über ADHS
Organisieren Sie regelmässige Familientreffen, die auch ADHS zum Thema haben – vor allem, falls Leidensdruck da ist. Das stärkt den Zusammenhalt und das Verständnis innerhalb der Familie. Diskutieren Sie gerade auch mit neurotypischen Geschwistern, wie Sie als Familie zusammenarbeiten können, um die Herausforderungen von ADHS zu bewältigen. Erarbeiten Sie gemeinsame Strategien und Rituale, die den Alltag erleichtern.
8. Partnerschaftliche Abstimmung
Sprechen Sie regelmässig mit Ihrem Partner über das Thema. Eine gemeinsame Herangehensweise ist entscheidend, weil Kinder sonst zwischen zwei Blöcken hin- und hergerissen sind. Diskutieren Sie Ihre Ängste ebenso wie Ihre Freuden und Hoffnungen. Sie erleben jeweils unterschiedliche Situationen mit Ihren Kindern – und das ist auch gut so. Sprechen Sie darüber.
9. Weiterbildung und Diskussion
Nutzen Sie Online-Ressourcen, Bücher und Seminare, um sich weiter über ADHS zu informieren. Je mehr Sie wissen, desto besser können Sie Ihr Kind verstehen und ihm als Elternteil den Halt geben, den es braucht. Erwägen Sie auch, an speziellen Schulungen oder Workshops für Eltern von Kindern mit ADHS teilzunehmen. In der Schweiz sind elpos und adhs20+ kompetente und vielseitige Organisationen, die Ihnen viel Wissen, Hilfestellungen und ein riesiges Netzwerk bieten können.
FAQ
1. Was bedeutet die Diagnose ADHS für den Schulalltag meines Kindes?
ADHS kann sich im Schulalltag durch verschiedene Symptome manifestieren, darunter vor allem Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Kinder mit ADHS können Schwierigkeiten haben, dem Unterricht zu folgen, werden von Lehrern und Mitschülern öfter als störend oder sehr abwesend empfunden – und benötigen möglicherweise zusätzliche Unterstützung. Allerdings ist jedes Kind einzigartig und auch die Auswirkungen von ADHS können stark variieren. Viele Kinder mit ADHS zeigen die enorm positiven Eigenschaften Kreativität, vernetztes Denken, Begeisterungsfähigkeit und Erfindergeist.
2. Wie gehe ich mit den schulischen Problemen um, die sich im Zusammenhang mit ADHS ergeben können?
Es ist sehr wichtig, eine offene Kommunikation mit den Lehrkräften zu pflegen. Heutzutage steht Ihnen auch eine schulpsychologische Fachperson zur Verfügung. Informieren Sie diese über die Diagnose und besprechen Sie gemeinsam Strategien, um Ihrem Kind zu helfen. Einige Kinder profitieren von einem angepassten Lernumfeld, zusätzlichen Pausen oder der Möglichkeit, sich während des Unterrichts zu bewegen. Falls erst ein Verdacht auf ADHS besteht, suchen Sie mit der Klassenlehrerin/dem Klassenlehrer das offene Gespräch zum Thema. Eine ärztliche Abklärung kann später nachfolgen.
3. Wie kann ich den Kontakt zu Lehrpersonen und Schulpsychologen effektiv pflegen?
Regelmässige Gespräche und Treffen sind entscheidend. Seien Sie proaktiv und bitten Sie selbst um regelmässige Updates zu Herausforderungen und Fortschritten Ihres Kindes. Schulpsycholog*innen können wertvolle Ressourcen und Strategien bereitstellen, damit sowohl in der Schule wie auch zuhause ein förderliches Lernumfeld für Ihr Kind existiert.
4. Mein Kind hat Schwierigkeiten mit den Hausaufgaben. Wie kann ich helfen?
Kinder mit ADHS profitieren stark von einer strukturierten und ruhigen Umgebung für ihre Lerneinheiten. Es kann hilfreich sein, feste Zeiten für die Hausaufgaben festzulegen und regelmässige Pausen einzuplanen. Visualisierungstools, geeignetes Lernmaterial (multisensorisch), visuelle Timer und Belohnungssysteme können ebenfalls nützlich sein. Nutzen Sie positive Verstärkung statt Strafen.
5. Wie kann ich meinem Kind helfen, sein ADHS als Stärke zu sehen?
Es gibt zahlreiche Beispiele erfolgreicher und berühmter Menschen mit ADHS. Zum Beispiel Jim Carrey, Johnny Depp, Emma Watson, Bill Gates und Richard Branson. Kinder mit ADHS sind zudem sehr oft kreativ, leidenschaftlich und denken stets «über den Tellerrand hinaus». Ermutigen Sie Ihr Kind, seine Einzigartigkeit zu schätzen und helfen Sie ihm so, Selbstvertrauen und Resilienz aufzubauen. Es kann auch hilfreich sein, Erfolgsgeschichten von Personen mit ADHS zu teilen.