SCHULE: Wofür die 6 Buchstaben heute auch noch stehen könnten - ADHS Store

SCHULE: Wofür die 6 Buchstaben heute auch noch stehen könnten

Bildung steht heute mehr denn je unter Druck.

Fortschreitende Digitalisierung & Künstliche Intelligenz (KI), Leistungsdebatten, Lehrkräftemangel, Eskalationen – der Unterricht kann in diesem Spannungsfeld zum Flickwerk werden.

VordenkerInnen wie Maria Montessori und Rudolf Steiner (Waldorf-Schulen) haben aber schon vor vielen Jahrzehnten eine Schule bzw. einen Unterricht mit einem klaren Werte-Kompass skizziert. Man könnte diese Art von Schule auch als S-innlich, C-harismatisch, H-olistisch/H-umanistisch, U-nbequem, L-ebensrelevant und E-lternfreundlich beschreiben.

Sechs Begriffe, die Schule in einen Ort verwandeln, an dem Kinder wachsen – nicht nur im Wissen, sondern genauso als Menschen. Besonders ADHS Schüler und Schülerinnen profitieren von diesem Ansatz, weil er ihre Stärken anspricht und ihnen Lernräume eröffnet, die nötige Struktur und erwünschte Freiheit verbinden.

Farbe

S – Sinnlich

Lernen verankert sich tief, wenn Kinder es mit allen Sinnen erfahren. Der multisensorische Ansatz besagt: je mehr Sinne beteiligt sind, desto eher und länger bleibt Gelerntes in Erinnerung. Gerade ADHS Kinder profitieren davon, weil sie Bewegung, Visualisierung und Spannung stärker als Neurotypische brauchen, um ihren gerichteten Fokus einzusetzen.

Beispiel 1: Ein Kind schreibt nicht nur das Wort „Apfel“ ins Heft. Es ertastet stattdessen einen echten Apfel, riecht seinen Duft, hört beim Reinbeissen das Knacken, spricht das Wort laut und zeichnet das Obst. Dieses Lernen über mehrere Sinneskanäle ist ein klassisches Modell für ADHS-freundliches Lernen.

Beispiel 2: Bruchrechnung bleibt nur so lange abstrakt, bis die Klasse einen Kuchen teilt. Hände greifen zu, Stücke werden bezüglich Grösse diskutiert – und Mathe wird be-greifbar. Gerade für ADHS Schüler ist diese Verbindung von Motorik und Kognition entscheidend.

Montessori-Materialien – vom Sandpapierbuchstaben bis zum Klangstab – sind Paradebeispiele für ein ganzheitliches Lernen, das nicht nur den Kopf, sondern den ganzen Körper und sein Sensorium anspricht.

Charisma

C – Charismatisch

Charismatische Lehrerinnen und Lehrer sind Katalysatoren. Sie halten Kinder bei der Stange, weil sie fesseln, statt zu belehren. Besonders für ADHS-Lernende ist das entscheidend: Ihre Aufmerksamkeit folgt innerer Motivation und Energie, nicht so sehr äusseren Anreizen und verschriebener Disziplin.

Beispiel 1: Geschichte wird lebendig, wenn ein Lehrer die Französische Revolution als Action-Geschichte erzählt, die Stimme dabei senkt, Spannung aufbaut – Schülerinnen/Schüler erleben echtes Storytelling und Begeisterung.

Beispiel 2: Eine Biologielehrerin zeigt ein echtes Schweineherz oder zumindest Plastinat-Modell, erklärt den Pumpmechanismus, macht vielleicht Witze dazu –  und überträgt ihr Wissen anschaulich auf die Klasse. Lernende profitieren so viel eher, weil die Lebensnähe ihren Fokus bündelt.

Charisma ist kein Luxus, sondern ein Werkzeug für menschenfreundliches Lernen: Inspiration ersetzt konsequent das sture Pauken.

Blumen

H – Humanistisch/Holistisch

Holistisch bedeutet: Lernen umfasst Kopf, Herz, Hand. Humanistisch bedeutet: Kinder sind keine Maschinen, sondern Menschen mit Würde, Emotionen und Sinnfragen. ADHS-Lernen braucht genau das – Vielfalt, statt Einbahnstrassenunterricht.

Beispiel 1: Ein Waldorf-Projekt: Die Klasse baut Vogelhäuser. Holz wird vermessen, gesägt, bemalt, Gedichte werden gelesen. Mathe, Biologie, Kunst und Sprache greifen ineinander. Für ADHS-Schüler ist dieses vernetzte Arbeiten ideal, weil sie Querverbindungen lieben.

Beispiel 2: In einer Montessori-Klasse wird die „Kosmische Erzählung“ mit der Schöpfungsgeschichte verbunde – vom Urknall/Licht bis zum Menschen. Kinder spüren: Alles hängt zusammen. Gerade für ADHS Kinder ist dieser grosse Zusammenhang motivierend, weil er Relevanz schafft und scheinbare Gegensätze vermählt.

Die Humanistische Schule fragt auch: „Was macht dieses Wissen mit mir – und was kann ICH damit in der Welt bewegen?“ Das öffnet Räume, in denen Lernende ihr ganzes Potenzial entfalten können.

Unbequem

U – Unbequem

Unbequem heisst: nicht alles läuft glatt. Aber gerade für ADHS-Schüler sind klare, unbequeme Anforderungen wichtig. Sie fordern heraus – und wecken ihre innere (intrinsische) Motivation (eine Frage wie jene nach dem Huhn und dem Ei: Was war zuerst da - das Problem oder das innere Feuer?).

Beispiel 1: Ein Mathelehrer verlangt: „Zeig mir deinen Rechenweg, nicht nur das Ergebnis.“ Für Kinder kann das zwar nervig sein, aber es bringt ihnen auch Tiefe.

Beispiel 2: Eine Lehrerin lässt eine ihrer Präsentationen nicht einfach nur durchgehen: „Sag mir, was du selbst dazu denkst.“ Das ist unbequem, doch es fördert ebenso Eigenständigkeit.

Diese unbequemen Impulse sind pures, ADHS freundliches Lernen: klar, konsequent, wirkungsvoll und wertvoll. Sie kosten wenig, wirken stark, sind letztlich sogar berechenbar – und für die Schüler nachhaltig (manche mögen auch nach Jahren noch von lustigen Unterrichtssituationen dank unbequemer LehrerInnen erzählen).

Lebensnah

L – Lebensrelevant

Schule muss aufs Leben vorbereiten. Alle Kinder und vor allem Jugendlichen profitieren, wenn Lernen praktisch und direkt anschlussfähig ist.

Beispiel 1: Haushaltsprojekt: Jugendliche planen ein Menü, kaufen ein, kochen, kalkulieren Kosten. Mathe, Ernährung, Organisation verschmelzen – praxisnahe, "lebenstauglicher" Lerninhalt.

Beispiel 2: Medienprojekt: Schüler analysieren Fake News, gestalten Posts, lernen mehr über Bildrechte. Für Schüler ist diese Praxisnähe entscheidend, weil sie echte Relevanz sehen.

Lebensrelevanz heisst deshalb: Kein Unterricht nur um der Theorie willen, sondern Schule als Generalprobe für das echte Leben.

Elternfreundlich

E – Elternfreundlich

Eltern sind Partner, nicht bloss Zuschauer. Eine elternfreundliche Schule ist zugleich ADHS-freundlich, weil gerade Kinder mit besonderen Ansprüchen/besonderen Bedürfnissen auf stabile Dreiecke zwischen Eltern, Lehrpersonen und Mitschülern angewiesen sind.

Beispiel 1: Statt nur Noten: Lehrer senden den Eltern kurze Audiofeedbacks. Eltern hören die Stimme des Lehrers – und fühlen sich ernst genommen.

Beispiel 2: Eine Schule ermöglicht flexible Elternsprechstunden per Videocall – perfekt für berufstätige Familien. Gerade Eltern von neurodiversen Kindern erleben so Unterstützung statt Hürden.

Elternfreundlichkeit ist mehr als ein Service. Sie stärkt Kinder und Familien, weil Schule und Elternhaus in dieselbe Richtung arbeiten.

Infinity Cube

SCHULE, die ihrem Namen gerecht wird

Sinnlich, charismatisch, humanistisch/holistisch, unbequem, lebensrelevant, elternfreundlich. Diese sechs Dimensionen verwandeln Schule in einen Ort, an dem Lernen (Wunder) wirken kann. Montessori, Waldorf und (also) multisensorische Ansätze zeigen, wie das in der Praxis aussieht.

Für die ebenso empfindsamen wie impulsiven ADHS Schüler und Schülerinnen ist dieser Sechser-Leitsatz doppelt wertvoll: Sie brauchen Sinnlichkeit, charismatische Lehrer, Ganzheit, Unbequemes/Herausforderung, Lebensnähe und Elternpartnerschaft, um ihre Stärken voll ausspielen zu können.

So verstanden, ist Schule auch gar kein Pflichtprogramm, sondern ein Raum für menschliche Entwicklung. Und zwar für alle Kinder, ob neurodivers oder neurotypisch.

❓ Q&A: Montessori, Waldorf und multisensorisches Lernen bei ADHS

1. Warum profitieren ADHS Kinder besonders von Montessori?
Montessori-Unterricht setzt auf Materialien, die Kinder mit allen Sinnen nutzen können – etwa Magnetbuchstaben oder Klangstäbe. Für ADHS Schüler und Schülerinnen bedeutet das: Sie bleiben durch Haptik (>Tastsinn), Bewegung und eigenes Wirken leichter fokussiert (weil hinreichend mental stimuliert).

2. Was macht Waldorf-Pädagogik für ADHS Lernende geeignet?
Waldorf legt Wert auf Rhythmus, künstlerische Elemente und Projektarbeit. ADHS Kinder erleben dadurch Abwechslung, klare Struktur und kreative Entfaltung. Bewegung, Musik und Handwerk wirken zudem wie natürliche Anker für ihre Aufmerksamkeit.

Lernen

3. Was ist multisensorisches Lernen – und warum ist es besonders ADHS-freundlich?
Multisensorisches Lernen verbindet Sehen, Hören, Fühlen, manchmal auch Riechen und Schmecken. Studien zeigen, dass Inhalte so besser viel leichter ins Gedächtnis gelangen und eher/länger in Erinnerung bleiben. Für ADHS Schüler ist es besonders wirksam, weil mehrere angeregte Sinneskanäle gleichzeitig ihre gerichtete Aufmerksamkeit begünstigen.

4. Wie unterscheidet sich ADHS freundliches Lernen vom klassischen Unterricht?
Klassischer Unterricht ist oft frontal und textlastig. ADHS freundliches Lernen baut hingegen auf Sinneserfahrungen, klare Strukturen und praktische Bezüge. Das Ergebnis: weniger Frust, mehr Selbstwirksamkeit – und eine Schule, die begleitet statt "eintrichtert".

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