Kinder mit ADHS sind meist begeisterte und kreative Lerner – doch nicht immer auf den Gebieten, wo die Schule es gerne hätte. Nützliche Tipps und Tricks für Eltern, damit es mit Schulstoff und Hausaufgaben trotzdem klappt.
Eine Szene vor 50 Jahren: Einem Linkshänder wird in der Schule konsequent auf die Hand geschlagen, weil er die „falsche Hand“ fürs Schreiben benutzt. Er bemüht sich – aber seine Krakeleien mit der rechten Hand wollen partout keinen Buchstaben ähneln.
Von normalen Kindern und abnormalen Methoden
Würde man die Lehrer zu dieser Zeit fragen, käme wohl folgendes raus: Unterdurchschnittliche Leistung im Fach „Schreiben“. Und überhaupt, unter uns: „Das Kind ist nicht ganz normal“.
Normal? Das Wort bedeutet „vorschriftsmässig“ bzw. „der Norm entsprechend“. Die Norm war: Geschrieben wird mit der rechten Hand. Und: Mit 100 Mal einen Buchstaben extrem exakt auf Häuschenpapier schreiben, lernt man am besten Buchstaben (nein, man lernt sie am besten, wenn sie benutzt werden. „A“ wie...Aal zum Beispiel).
Nur: Bei Linkshändern (20-30%) ist „die Steuerung vertauscht“. Ihre starke (linke) Hand wird von der rechten Hirnhälfte gesteuert. Und nicht nur das: Ihre rechte Hirnhälfte ist die Dominante (bei Rechtshändern die Linke). Sie denken komplett anders. Die Norm? In diesem Fall eine stumpfsinnige Regel, von denkfaulen Lehrern unkritisch übernommen. Übrigens: Jimi Hendrix und Albert Einstein waren Linkshänder. Bill Gates ist es noch (und er hat ein ADHS).
ADHS: Auch durch andere Informationsverarbeitung geprägt
Auch das Hirn von Menschen mit ADHS funktioniert anders. Bei ADHSlern wird in den vorderen Hirnabschnitten z.B. weniger Blutzucker verbraucht – so wird das Gehirn weniger stark durchblutet. Die vordere rechte Hirnregion ist weniger aktiv. Zudem wurden genetische Veränderungen in Bezug auf den Neurotransmitter (Botenstoff) Dopamin bzw. das Dopamin-Transportersystem (DAT) nachgewiesen. ADHS Kinder sind meist rechtshirndominant veranlagt: Informationen und Reize werden eher intuitiv und willkürlich verarbeitet – und in Bildern gespeichert. Die ADHS-Forschung – auch in Bezug auf Lernen und Lernmethoden – hat ausserdem folgende nützliche Strategien für ADHS-Betroffene hervorgebracht:
Lernmethoden bei ADHS, die Kinder besser fördern und auf ihre Stärken bauen
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Lernen in kleinen Schritten: Teilen Sie den Lernstoff mit Ihrem Kind in überschaubare Einheiten auf. Dies erleichtert das Verarbeiten und Behalten von Informationen.
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Strukturiertes Lernen: Organisieren Sie den Lernalltag Ihres Kindes und setzen Sie gemeinsam klare Ziele. Dies hilft Ihrem Kind, den Fokus zu behalten.
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Abwechslungsreiche Lerntechniken: Vermeiden Sie Eintönigkeit im Lernprozess Ihres Kindes. Wechseln Sie zwischen verschiedenen Lernmethoden (z.B. Lernspiele), um das Interesse aufrechtzuerhalten.
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Praktische Anwendung: Fördern Sie Ihr Kind, den Lernstoff durch praktische Übungen jeweils gleich zu vertiefen.
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Regelmässige Pausen: Planen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind kurze Pausen ein, um den Geist zu erfrischen.
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Visuelle Hilfsmittel: Nutzen Sie Diagramme oder Mindmaps, um Ihrem Kind zu helfen, komplexe Informationen zu visualisieren.
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Positive Verstärkung: Belohnen Sie Ihr Kind für erreichte Lernziele, um die Motivation zu steigern.
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Lernumgebung optimieren: Schaffen Sie für Ihr Kind eine ruhige und komplett ablenkungsfreie Lernumgebung (möglichst auch nicht am Fenster).
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Interaktives Lernen: Ermutigen Sie Ihr Kind, den Lernstoff mit anderen zu diskutieren oder mit einem Freund/Freundin zu arbeiten.
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Feedback geben: Geben Sie Ihrem Kind regelmässig Rückmeldung zu seinem Lernfortschritt. So lernt es, sich selbst besser einzuschätzen.
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Multisensorisches Lernen: Integrieren Sie verschiedene Sinne, z.B. den Tastsinn, in den Lernprozess Ihres Kindes, um Informationen besser zu verankern.
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Zeitmanagement: Helfen Sie Ihrem Kind, Prioritäten zu setzen und einen Lernplan zu erstellen. Auch visuelle Timer sind bei ADHS sehr hilfreich.
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Selbstreflexion fördern: Ermutigen Sie Ihr Kind, regelmässig über das Gelernte nachzudenken und Zusammenhänge zu erkennen. Menschen mit ADHS haben oft einen sehr ausgeprägten Blick „auf das grosse Ganze“.
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Technologie nutzen: Es gibt viele Apps und Online-Tools für ADHS. Erkunden Sie diese gemeinsam mit Ihrem Kind, um den Lernprozess zu unterstützen.
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Bewegung integrieren: Fördern Sie körperliche Aktivität bei Ihrem Kind. Kurze Spaziergänge oder leichte Übungen während der Lernpausen können die Konzentration sichtlich verbessern.
Sie möchten mehr wissen? Sehr gute Ressourcen haben auch die Psychologen Stefanie Rietzler und Fabian Grolimund zusammengestellt.