Bruce Willis in Die Hard 3

ADHS Life Hacks: Jetzt erst recht

Übliche Organisationsstrategien funktionieren bei Erwachsenen mit ADHS nicht. Unser Gehirn braucht kreativere „Organisations-Hacks“, um gewissen Alltags-Problemen zu begegnen. Hier sind sie. Samt Bruce Willis.

Nein, unsere Weihnachtsfeiern finden nicht in Hochhäusern statt, die von Terroristen besetzt werden (Stirb langsam 1, 1988). Wir müssen auch keine Flughäfen kurz vor Neujahr von den bösen Buben befreien (Stirb langsam 2, 1990). Und falls wir von der Partnerin/dem Partner verlassen werden, steht die Rettung von New York  am selben Tag  ebensowenig auf unserer To-Do-Liste (Stirb langsam – jetzt erst recht, 1995).

Doch Menschen mit ADHS kennen die tägliche Unsicherheit, die sich wie Scherben unter den Füssen anfühlt. Sie kennen auch die Momente, wenn der Verstand so scharf wird wie diese Scherben – und eine grosse innere Ruhe einkehrt. Denn es gibt immer Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt. Und genau das können wir gut. Mit dem Alltag hingegen tun wir uns oft schwer. Deshalb – und weil Teil 1 bis 2 erfolgreich waren – hier Teil 3 der Tipps von ADHS-Mitmenschen: 

1. Kurze Reflexion am Bettende. «Ich nehme mir jeden Abend 5 Minuten Zeit, um über meinen Tag nachzudenken und zu reflektieren, was gut gelaufen ist und was ich am nächsten Tag anders machen oder lernen möchte.»

2. Musik als Motivator. «Ich erstelle Playlists für verschiedene Aufgaben und Zustände. Zum Beispiel, um mich zu motivieren, in einen träumerisch-kreativen Modus zu versetzen – oder mich von einer nervösen Phase runterzuholen.»

3. Grün, orange, rot – die Ampelmethode. «Ich nutze die Ampel-Methode, um mein persönliches ‘Verkehrschaos’ zu strukturieren und kritische Situationen besser wahrzunehmen. Die Farben helfen mir dabei, Prioritäten richtig zu setzen.»

Frau benutzt Zettelsystem

4. Impuls-Kontroll-Training. «Bevor ich auf eine Situation reagiere, versuche ich ‘Box Breathing’ oder langsames Zählen bis zehn. Das gibt mir einen Moment, um nachzudenken und überbordend impulsives Verhalten zu vermeiden, das ich später nur bereuen würde.»

5. Ernährungstagebuch führen. «Um meine Ernährung im Blick zu haben, schreibe ich alles auf, was ich esse. Das hilft mir, gesündere Entscheidungen zu treffen und manchmal auch zu erkennen, welche Lebensmittel meine Symptome verschlimmern.»

6. Finanzen akribisch kontrollieren. «Um Impulskäufe und Ausgaben nicht ausser Kontrolle geraten zu lassen, hat sich bei mir ein Kontolimit bewährt. Auch hilfreich ist es, maximal eine Kreditkarte zu besitzen oder besser auf Bargeld zurückzugreifen.»

8. Rückmeldung einholen. «Ich hole mir regelmässig Rückmeldung von einem Menschen ein, dem ich sehr vertraue. Anfangs hatte ich damit sehr Mühe, wenn dann Kritik kam. Heute kann ich es als liebevollen Blick von aussen sehen.»

Mann im Fokus eines Kreises

9. Aufgaben abtauschen. «Ich tausche gewisse Aufgaben mit meiner Partnerin ab. Ich helfe ihr also bei Dingen, die ich von meinem Job her gut kann – dafür tut sie Dinge, die eigentlich meine Aufgaben wären. Mir fällt es sowieso oft leichter, Dinge für andere zeitig zu erledigen als für mich selbst.»

10. Herausforderungen suchen. «Ich blühe immer bei Herausforderungen auf, weswegen ich mir diese nun auch im Kleinen suche. Zum Beispiel Balance-Übungen auf einem Bein, mal einen Tag lang öfter die linke als die rechte Hand einsetzen etc. Die kleinen Erfolge freuen mich und geben mir Lust auf grössere Ziele.»

11. Aus der Defensive kommen. «Ich war mir so gewohnt, kritisiert zu werden, dass ich mich oft ganz unnötig defensiv verhielt. Schon beim blossen Erklären einer Vorgehensweise wurde ich oft wütend. Heute stehe ich offen zu etwas und frage dann meistens nach ‘und wie siehst Du das?’. Wenn ich unfair angegangen werde, gebe ich manchmal extra nicht zurück und frage «was kann ich jetzt tun, damit Du dich besser fühlst?».

12. Von den Kindern lernen. «Ich beobachte immer mein Kind, wenn es wieder einmal eine ruhige Spielphase hat: Diese Neugier, Offenheit und die witzigen Ideen sind einfach Wahnsinn. Das ist genau auch die Stärke von uns Menschen mit ADHS – denken können so grenzenlos wie die Kinder. Das lasse ich mir nicht nehmen und werde es gegen alles verteidigen, was sich komplett falsch anfühlt. Ich habe auch schon Jobs deswegen gewechselt und mir etwas Neues gesucht, wo ich meine Stärken besser ausleben konnte.»

Frau denkt über das Leben nach

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