Wild herumtobende Buben stehen schon fast sinnbildlich für das ADHS-Syndrom. Doch ADHS betrifft auch Mädchen und Frauen. Die Auswirkungen sind dabei genauso weitreichend - und können das soziale, akademische sowie berufliche Leben erschweren.
ADHS Frauen: Eher "unter dem Radar"
Obwohl ADHS bei beiden Geschlechtern vorkommt, sind die Symptome und Auswirkungen bei Männern und Frauen oft unterschiedlich. Männer mit ADHS neigen eher zu Hyperaktivität und impulsivem Verhalten, während Frauen eher mit Unaufmerksamkeit und innerer Unruhe zu kämpfen haben. Diese "leisere Manifestation" wird häufig missverstanden - und als Tagträumen, Vergesslichkeit, Divenhaftigkeit oder Faulheit fehlinterpretiert. Das führt wiederum dazu, dass eine erhebliche Anzahl von Mädchen und Frauen nicht diagnostiziert und unbehandelt bleibt. Aktuellen Studien zufolge sind im deutschsprachigen Raum etwa 5 bis 6 % der Kinder und Jugendlichen von ADHS betroffen, wobei die Diagnose bis zu vier Mal häufiger bei Jungen als bei Mädchen gestellt wird.
"Eine gute ... hat doch alles im Griff"
Frauen mit ADHS sehen sich auch mit hohen gesellschaftlich internalisierten Erwartungen konfrontiert. Schliesslich gilt es, mehrere Rollen perfekt zu jonglieren - als Mutter, Partnerin, Berufstätige - und eine Fehlinterpretation der Symptome als Charakterschwäche oder Unfähigkeit kann das Selbstwertgefühl stark beeinträchtigen. Hinzu kommen die hormonellen Schwankungen, die Frauen durchlaufen - von monatlichen Zyklusänderungen über Schwangerschaft bis hin zur Menopause.
Der grosse Druck, eine Fassade des 'Alles-im-Griff-Habens' aufrechtzuerhalten, kann den Stress im Umgang mit ADHS-Symptomen beträchtlich verstärken - und führt oft zur Entwicklung sekundärer psychischer Probleme, wie Angstzustände und Depressionen. Einige Frauen mit ADHS nutzen auch Hyperorganisation, "People Pleasing" oder Perfektionismus als Methoden, um ihre gefühlten Symptome auszugleichen. Diese Kompensationen maskieren aber oft nur die zugrundeliegenden Kämpfe, verzögern die Diagnose und tragen zu einem längeren Leidensweg bei.
ADHS bei Frauen: Ganzheitlich therapieren
Ganzheitliche ADHS-Therapie bietet einen umfassenden Ansatz zur Behandlung von ADHS bei Frauen, der weit über die rein medikamentöse Behandlung hinausgeht. Sie berücksichtigt die physischen, emotionalen, sozialen und spirituellen Aspekte der Gesundheit einer Frau, um eine umfassende und individualisierte Behandlung zu ermöglichen.
Ernährung und körperliche Aktivität spielen eine entscheidende Rolle in der ganzheitlichen Therapie. Eine ausgewogene Ernährung und regelmässige Bewegung können helfen, die Symptome von ADHS zu lindern. Einige Frauen mit ADHS mögen beispielsweise feststellen, dass bestimmte Nahrungsmittel ihre ADHS-Symptome jeweils verschlimmern, während andere dazu beitragen, die Symptome zu verringern.
Die emotionale Gesundheit ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Viele Frauen mit ADHS leiden unter Komorbiditäten wie Angststörungen und Depressionen, die ebenfalls behandelt werden müssen. Kognitive Verhaltenstherapie, Achtsamkeit und Stressmanagement können Frauen dabei unterstützen, ihre emotionalen Herausforderungen zu bewältigen.
Im sozialen Bereich ist das Aufbauen von unterstützenden Netzwerken ideal, um das Unverständnis, den Stress und die Isolation zu verringern, die Frauen mit ADHS oft erleben. Dies könnte beispielsweise Selbsthilfegruppen, Therapiegruppen oder Online-Communities umfassen.
Schliesslich lässt sich die spirituelle Gesundheit durch Praktiken wie Atemübungen, Meditation und Yoga verbessern. Sie tragen im besten Fall dazu bei, eine tiefere Verbindung zum eigenen Selbst zu finden - helfen aber auch bereits dadurch, dass sie zu mehr Körpergefühl führen. Denn - und dort sind ADHS Frauen wie Männer "im selben Boot": Gute Körperwahrnehmung beruhigt den ruhelosen ADHS-Geist so stark wie kaum etwas anderes.